Pas de deux

Gerade die letzten zwei Monate waren beängstigend unkreativ. Ich begann zu befürchten, das Schreiben vollends verlernt zu haben. Und dann fragte mich auch noch BB, ob man nicht doch noch mal versucht, zusammen etwas zu schreiben. Und ich dachte nur: Dann pappe ich halt noch ein paar Wörter mehr zusammen, die ich mir aus den Fingern gesaugt habe.

Aber dann las ich den Anfang der Story. Und ich war auf einmal mittendrin. Mir gefiel, was ich las. Und ich hatte Lust, die Sache noch etwas auszuschmücken. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass man ja immer löschen kann. Jedenfalls sah ich die jeweiligen Situationen vor mir und auch, was der Held tun könnte. Ein kurzes Telefongespräch, ein darauf folgendes Selbstgespräch, worauf der Telefonhörer auf die Gabel geschmissen wurde. - Ach, wann taten wir das zum letzten Mal? Vor 20 Jahren? In meiner ersten Wohnung hatte es noch ein pechschwarzes Wandtelefon mit Wählscheibe, und man konnte es klingeln sehen.

Item Ich schrieb und schrieb. Ein Wort ergab das andere. Und da wusste ich wieder, wie sich schreiben anfühlen kann. Allerdings war mir auch klar, natürlich immer noch, dass diese Phase wieder ein Ende haben wird. Statt Phase könnte man es auch Sternstunde nennen. Oder einfach Flow? Ich kenne das aus der Forschung. Und wahrscheinlich liegt es in der Natur des Kreativen Tuns. Und somit gehört ach Frust ganz einfach dazu. Nur aufhören sollte man nicht.

Das Sprudeln war nicht einfach Zufall. Ich glaube, es war der erste Satz, der meinen Knoten löste, für eine Weile: „E. war wieder einmal angepisst von seiner Arbeit.“
Ich nahm den Faden auf und spann ihn weiter. Klar ist, man sollte seinen Stil nicht verbiegen. Aber kleine Abweichungen können Wunder wirken. Man verwendet Wörter, die man sonst eher weniger braucht. Und das erlaubt ein Ausleben einer Seite von sich, deren Existenz selten Beachtung findet.

BBs Part 1 endet mit: „Als er in der Mitte ankam bot sich Ihm ein seltsamer Anblick.“ Auch jetzt weiss ich immer noch nicht, was dieser Anblick ist Und ich hatte auch keine Lust, mir etwas vorzustellen. Aber, Part 2 war fällig, und so überlegte ich mir, wie ich das Problem elegant umgehen kann.
Ich tat es ganz einfach. Und zwar so: „In der gleichen Nacht. Am anderen Ende der Stadt.“ Und liess mich von meiner momentanen Stimmung inspirieren. Ich liess E. diese R. anrufen. Und so endet Part 2, wie es gar nicht anders geht: „Erzähl.“.

Und somit ist der Ball wieder bei BB, der sich gerade überlegt: Laptop oder Tablet? Ich hoffe, er verrät mir bald, was es mit diesem Anblick auf sich hat. Denn ohne diese Information wäre es schwierig, weiter zu schreiben. Und sowieso sollte man seine Leser nicht zu lange hinhalten. Und somit liegt ein zweiter Wechsel der Kulisse nicht mehr drin.
Oder man treibt es ad absurdum: In der gleichen Nacht. In einem anderen Land. ... Auf einem anderen Kontinent. Etc. Und schliesst mit ... In einer anderen Galaxie.
E.T. lässt grüssen.