Feb 2011
Zweckentfremdung und die Folgen
23.02.2011
Und immer muss ich auch jetzt noch mit ansehen, wie meine neue Garderobe im belgischen Landhausstil schnöde übergangen wird. Jacken, Schal und anderes hängt also weiterhin über der Lehne des Stuhls, der Monate lang als Garderobenersatz fungiert hat. Oder man behängt die Türgriffe. Auf ein Schild, auf dem zum Beispiel stehen könnte: „Doch, das ist in der Tat eine Garderobe“ habe ich bisher verzichtet, und mache weiterhin gute Miene zum bösen Spiel. Wobei von einem bösen Spiel nicht die Rede sein kann, von er guten Miene eher. Man lässt sich ja niht so schnell die Laune verderben.
Mitte der 90er Jahre, als mein Mitbewohner der ersten Wohnung, in der ich hauste, auszog, hiess es, auch noch ein zweites Zimmer zu möblieren. Und da ich damals nicht allzu viel Geld hatte, liess ich mir von IKEA ein paar Dinge für den Haushalt kommen. Unter dem Erstandenen befand sich auch eine Garderobe. Schlicht und praktisch. Und auch nicht zu gross. So dass ich sie sieben Jahre später, als mich die Herrin über unzählige Gartenzwerge vor die Türe setzte, problemlos im kleinen Eingang der neuen Wohnung aufhängen konnte. Und wer weiss, vielleicht hängt sie immer noch dort. Denn, als ich - wiederum ein paar Jahre später - drei Häuser weiter an den Blumenweg zog, überliess ich sie meinem Nachmieter. War mir das schlichte Design verleidet? Oder beträgt die durchschnittliche Lebensdauer von Garderoben nur etwa zehn Jahre? An der leicht ramponierten unteren Ecke konnte es nicht liegen.
Wie dem auch sei, ich trenne mich von dem Ding und schaffte es dreieinhalb Jahre lang nicht, für Ersatz zu sorgen. Dort, wo Mäntel und anderes sehr gut zur Geltung gekommen wären, hing bald ein Kalender mit Fotos vom alten Bern. Ich liebte sie, und so verschob sich das Projekt Garderobe auf später. Und ich gewöhnte mir an, zuerst entschuldigend später eher nonchalant, auf meinen Garderobenersatz hinzuweisen, die Gartenbank im Gästezimmer, die demnach gleich zweifach zweckentfremdet wurde. „Einfach auf die weisse Bank“ wurde zur Standard-Floskel. Und wie mir jetzt langsam aber sicher dämmert, grub sich wohl in den Köpfen der Leute, die bei mir ein und ausgingen, ein: „Sie hat keine Garderobe.“. Und anscheinend nahmen sie es hin.
Und dann zog ich noch einmal um. Ein Gästezimmer habe ich jetzt keines mehr. Und die Gartenbank steht dort, wo sie hingehört, nämlich auf dem Balkon. Und im Eingang zwischen Tür zum Bad und Tür zum Réduit, man ahnt es, ist genug Platz für ... Genau. Nur, ich hatte immer noch keine. Und so stellte ich erst mal einen der Klappstühle hin.
Und dann wurde ich erstaunlich schnell fündig, bei Amazon (sozusagen einer der Nachfolger von IKEA). Und so kam das Teil etwas umständlich, via Schwiegereltern meiner Schwester, die in Freiburg wohnen, zu mir. Das Via empfand ich als eine elegante Art, das Problem „Versand nur in Deutschland“ zu umgehen. Aber ich wollte es nicht zur Gewohnheit werden lassen. Vor allem nicht für das Sofa, das inzwischen aber nicht mehr im Gespräch ist, und eh ein anderes Thema.
Ich war zufrieden mit meinem Kauf, und stellte ihn gleich dort an die Wand, wo er dann hinkommen wird, hinter den Garderoben-Stuhl. Natürlich diente dieses Manöver auch, mich davon abzuhalten, ausgerechnet dort einen Kalender aufzuhängen.
Item. Zwei Löcher, das wird ja kein Problem und bald gemacht sein. dachte ich, und irrte ich gewaltig. Wobei man sich „gewaltig“ in der zeitlichen Grössenordnung von gut einem halben Jahr vorstellen kann. Entweder war der ausgeliehene Bohrer da, aber niemand hatte Lust ihn einzusetzen. War jemand da und war bereit, war es garantiert gerade Mittag oder Abend oder Sonntag. Aber nie Samstag Nachmittag. Es war wie verhext.
Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Anblick zu Füssen des Stuhls, der weiterhin den Jacken und so Asyl bot. Und anscheinend gewöhnte nicht nur ich mich an den Anblick, alle anderen auch.
Als dann der Tag da war, an dem alles stimmte, also Zeitpunkt, Laune, und auch der Bohrer war da, hing das Teil - neu auf alt gemacht - innert kürzester Zeit.
Der Anblick war befremdend. Ich sass in der Küche und wusste nicht so recht. Sollte ich nicht glücklich sein? Oder zumindest zufrieden und erleichtert, dass es endlich erledigt war.
Ich gewöhnte mich dann doch recht schnell. Und allen anderen wird die Umstellung auch mal gelingen. Vor allem werde ich mich nicht mehr verpflichtet fühlen, meine jetzt doch schon etwas ältere Neuanschaffung zu verteidigen wie eine Löwenmutter ihre Jungen. Und meinen Besuch sanft oder doch eher unsanft - je nach Stimmung - darauf hinzuweisen, den Krempel doch bitte schön am dafür bestimmten Ort zu deponieren. Und Haken-Belastbarkeitstests gefälligst zu unterlassen. Am besten nicht mal daran zu denken, den Zeigefinger um einen der Haken zu legen und kräftig zu ziehen. Weil mir schon klar ist, dass 30 Euro ihre Grenzen haben. Aber Ist es nicht früh genug an der Konstruktion zu zweifeln, wenn ein lautes Scheppern, oder wie das dann klingen wird, zu hören ist.
Inzwischen ist auch die offizielle Einweihung über die Bühne gegangen und für die Ewigkeit festgehalten. Es war eine spontane Aktion vor ein paar Tagen mit den Jacken meiner Neffen. Und mir geht es genau so wie meiner Schwester: Schön, sie dort zu sehen. Natürlich kommen die beiden Kleidungsstücke nicht annähernd an ihre süssen Besitzer heran. Aber das versteht sich von selber.
Mitte der 90er Jahre, als mein Mitbewohner der ersten Wohnung, in der ich hauste, auszog, hiess es, auch noch ein zweites Zimmer zu möblieren. Und da ich damals nicht allzu viel Geld hatte, liess ich mir von IKEA ein paar Dinge für den Haushalt kommen. Unter dem Erstandenen befand sich auch eine Garderobe. Schlicht und praktisch. Und auch nicht zu gross. So dass ich sie sieben Jahre später, als mich die Herrin über unzählige Gartenzwerge vor die Türe setzte, problemlos im kleinen Eingang der neuen Wohnung aufhängen konnte. Und wer weiss, vielleicht hängt sie immer noch dort. Denn, als ich - wiederum ein paar Jahre später - drei Häuser weiter an den Blumenweg zog, überliess ich sie meinem Nachmieter. War mir das schlichte Design verleidet? Oder beträgt die durchschnittliche Lebensdauer von Garderoben nur etwa zehn Jahre? An der leicht ramponierten unteren Ecke konnte es nicht liegen.
Wie dem auch sei, ich trenne mich von dem Ding und schaffte es dreieinhalb Jahre lang nicht, für Ersatz zu sorgen. Dort, wo Mäntel und anderes sehr gut zur Geltung gekommen wären, hing bald ein Kalender mit Fotos vom alten Bern. Ich liebte sie, und so verschob sich das Projekt Garderobe auf später. Und ich gewöhnte mir an, zuerst entschuldigend später eher nonchalant, auf meinen Garderobenersatz hinzuweisen, die Gartenbank im Gästezimmer, die demnach gleich zweifach zweckentfremdet wurde. „Einfach auf die weisse Bank“ wurde zur Standard-Floskel. Und wie mir jetzt langsam aber sicher dämmert, grub sich wohl in den Köpfen der Leute, die bei mir ein und ausgingen, ein: „Sie hat keine Garderobe.“. Und anscheinend nahmen sie es hin.
Und dann zog ich noch einmal um. Ein Gästezimmer habe ich jetzt keines mehr. Und die Gartenbank steht dort, wo sie hingehört, nämlich auf dem Balkon. Und im Eingang zwischen Tür zum Bad und Tür zum Réduit, man ahnt es, ist genug Platz für ... Genau. Nur, ich hatte immer noch keine. Und so stellte ich erst mal einen der Klappstühle hin.
Und dann wurde ich erstaunlich schnell fündig, bei Amazon (sozusagen einer der Nachfolger von IKEA). Und so kam das Teil etwas umständlich, via Schwiegereltern meiner Schwester, die in Freiburg wohnen, zu mir. Das Via empfand ich als eine elegante Art, das Problem „Versand nur in Deutschland“ zu umgehen. Aber ich wollte es nicht zur Gewohnheit werden lassen. Vor allem nicht für das Sofa, das inzwischen aber nicht mehr im Gespräch ist, und eh ein anderes Thema.
Ich war zufrieden mit meinem Kauf, und stellte ihn gleich dort an die Wand, wo er dann hinkommen wird, hinter den Garderoben-Stuhl. Natürlich diente dieses Manöver auch, mich davon abzuhalten, ausgerechnet dort einen Kalender aufzuhängen.
Item. Zwei Löcher, das wird ja kein Problem und bald gemacht sein. dachte ich, und irrte ich gewaltig. Wobei man sich „gewaltig“ in der zeitlichen Grössenordnung von gut einem halben Jahr vorstellen kann. Entweder war der ausgeliehene Bohrer da, aber niemand hatte Lust ihn einzusetzen. War jemand da und war bereit, war es garantiert gerade Mittag oder Abend oder Sonntag. Aber nie Samstag Nachmittag. Es war wie verhext.
Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Anblick zu Füssen des Stuhls, der weiterhin den Jacken und so Asyl bot. Und anscheinend gewöhnte nicht nur ich mich an den Anblick, alle anderen auch.
Als dann der Tag da war, an dem alles stimmte, also Zeitpunkt, Laune, und auch der Bohrer war da, hing das Teil - neu auf alt gemacht - innert kürzester Zeit.
Der Anblick war befremdend. Ich sass in der Küche und wusste nicht so recht. Sollte ich nicht glücklich sein? Oder zumindest zufrieden und erleichtert, dass es endlich erledigt war.
Ich gewöhnte mich dann doch recht schnell. Und allen anderen wird die Umstellung auch mal gelingen. Vor allem werde ich mich nicht mehr verpflichtet fühlen, meine jetzt doch schon etwas ältere Neuanschaffung zu verteidigen wie eine Löwenmutter ihre Jungen. Und meinen Besuch sanft oder doch eher unsanft - je nach Stimmung - darauf hinzuweisen, den Krempel doch bitte schön am dafür bestimmten Ort zu deponieren. Und Haken-Belastbarkeitstests gefälligst zu unterlassen. Am besten nicht mal daran zu denken, den Zeigefinger um einen der Haken zu legen und kräftig zu ziehen. Weil mir schon klar ist, dass 30 Euro ihre Grenzen haben. Aber Ist es nicht früh genug an der Konstruktion zu zweifeln, wenn ein lautes Scheppern, oder wie das dann klingen wird, zu hören ist.
Inzwischen ist auch die offizielle Einweihung über die Bühne gegangen und für die Ewigkeit festgehalten. Es war eine spontane Aktion vor ein paar Tagen mit den Jacken meiner Neffen. Und mir geht es genau so wie meiner Schwester: Schön, sie dort zu sehen. Natürlich kommen die beiden Kleidungsstücke nicht annähernd an ihre süssen Besitzer heran. Aber das versteht sich von selber.