Aug 2010
Nasen-Erinnerungen
15.08.2010
Dass Erinnerungen auch in Gerüchen gespeichert sind, ist nicht Aussergewöhnliches. Aber ich staune trotzdem immer wieder.
Seit gut einem Tag riecht es in der Küche nach Kriechöl, und seither ist mir klar, wie ich meinen Balkon bepflanzen will: mit Wildblumen. Der Zusammenhang ist nicht offensichtlich. Und er war es zuerst nicht mal für mich selber.
Da fiel mir die kleine Velo-Werkstatt wieder ein. Sie befand sich etwas unterhalb der Primarschule in jenem Dorf im Bucheggberg, in dem ich aufgewachsen bin. Ein alter Kauz ersetzte dort kaputte Bremsen, flickte Schläuche, und brachte das Licht wieder zum Leuchten. Und er war mir nie ganz geheuer. Und seine Werkstatt wollte auch nicht sonderlich gefallen. Es war düster in diesem Schuppen, die Wände waren bis an die Decke behängt mit Velos, Teilen davon, Ersatzteilen. Nehme ich mal an. Denn so genau weiss ich das nicht mehr. Was aber immer noch präsent ist: es roch muffig und penetrant, vor allem nach Kriechöl. Und bei jedem Besuch blieb dieser penetrante Geruch an mir hängen. Und ich hatte das Gefühl, ihn erst nach ein paar Tagen ganz los zu sein.
Die Erinnerungen machen aber nicht halt bei der Werkstatt, sondern gehen weiter. Die Strasse hinauf bis fast zum Wald, wo unser Haus lag. Dazu gehörte ein grosser Naturgarten. Der mich, wie ich jetzt fast 30 Jahre später sehe, mehr geprägt hat, als ich dachte. Trotz all der Jahre in der Stadt bin ich ein Naturmädel geblieben. Und wenn ich könnte, würde ich, so oft es geht, hier unten an der Aare barfuss durchs Gras zu laufen.
Und jetzt riecht es also in meiner Küche in der Nähe des Wasserhahns genauso muffig wie damals.. Und es wird mehr als ein paar Tage dauern, bis ich den Geruch wegbekommen habe.
Schuld daran sind einzig ich und meine Ansprüche. Der Wasserhahn lässt sich nur sehr schwer nach links oder nach rechts drehen. Eindeutig ein Mangel, wie man mir sagte. Und so kam er auf die Liste. die ich zu spät - und um ein Haar gar nicht, wenn man mir nicht eine A4-Seiten-lange Zustandsliste (wobei man beim Durchlesen das Gefühl nicht los wurde, es handle sich um eine Bruchbude) unter die Nase hielt - der Verwaltung ablieferte.
Und erst gestern Nachmittag gingen wir die Liste durch. Abgesehen davon, dass es um Bagatellen ging, war es vor allem peinlich. „Nein, es ist nötig, dass Sie die Seifenschale ersetzen. Nehmen Sie es doch einfach zur Kenntnis. Blablabla.“ Und ehe ich noch einen weiteren Pieps von mir geben bzw. einen weiteren Buchstaben tippen konnte, stand die Hauswartsfrau auf der Matte, in der rechten Hand eine Art Spraydose. Ich dachte nicht weiter nach. Und das Ganze nahm seinen Lauf.
Fazit: man sollte sich nicht zu schnell beklagen, auch wenn man das Risiko eingeht, am Schluss dann die ganze Armatur ersetzen zu müssen. Und davon abgesehen muss ich wohl damit leben, dass ich in Sachen Wohnungsübernahme, -kündigung und -abgabe nicht sonderlich gewandt bin. Egal wie oft ich schon umgezogen bin.
Der letzte Umzug verlief zwar problemlos dank guter Organisation und zügel-kompetenten Freunden, aber im - zum Glück nicht gross beachteten - Hintergrund lief einiges schief. Vor allem die Kündigung war ... nun, die könnte was sein für jenes Kuriositätenalbum. Zwar fehlten im Schreiben weder Ort, noch Datum oder Unterschrift. Und der Brief kam sogar rechtzeitig an. Aber das war es dann auch. Die bemerkenswertesten Faux pas: ich kündigte auf Mitte Monat, vertauschte den Strassennamen, und ein offizielles Formular habe ich auch nicht verwendet. - Ob man darunter formlose Kündigung versteht? - Jedenfalls bleibt einem in einem Fall wie diesem wirklich nicht viel anderes übrig als zu staunen, dass es dann doch noch gut gegangen ist.
Also, Wildblumen für meinen Balkon. Ein paar sind schon da, und blühen ganz schön. Auch wenn nur knapp die Hälfte der 22 Blumen der Coop Wildblumenmischung zum Vorschein gekommen sind. Jedenfalls bis jetzt.
Bis zur nächsten Aussaat dauert es noch eine Weile. Genug Zeit also, mir über die Einrichtung de Balkons Gedanken zu machen. Ich sah vor längerer Zeit ein treppenartiges Blumengestell. Ob da meine Wiese gut zur Geltung käme?
Und ganz allgemein, würde es überhaupt hinhauen? Oder ginge es mir wie der Kolumnisten, die mal auf ihrem Balkon etwas anderes wollte als Geranien und schliesslich einsehen musste, dass nur etwas wirklich gut gedeiht und blüht und blüht. Geranien. Und für alles andere war es entweder zu heiss oder zu kalt, zu trocken oder zu nass. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen. Es wird dann immer noch früh genug sein, wenn ich kapitulieren muss und wieder mal knallrote Geranien kaufe, die zwar wieder schön leuchten und pflegeleicht sind, deren Farbton sich aber mit jener des 70er.Jahre-Geländers beisst. Igitt.
Seit gut einem Tag riecht es in der Küche nach Kriechöl, und seither ist mir klar, wie ich meinen Balkon bepflanzen will: mit Wildblumen. Der Zusammenhang ist nicht offensichtlich. Und er war es zuerst nicht mal für mich selber.
Da fiel mir die kleine Velo-Werkstatt wieder ein. Sie befand sich etwas unterhalb der Primarschule in jenem Dorf im Bucheggberg, in dem ich aufgewachsen bin. Ein alter Kauz ersetzte dort kaputte Bremsen, flickte Schläuche, und brachte das Licht wieder zum Leuchten. Und er war mir nie ganz geheuer. Und seine Werkstatt wollte auch nicht sonderlich gefallen. Es war düster in diesem Schuppen, die Wände waren bis an die Decke behängt mit Velos, Teilen davon, Ersatzteilen. Nehme ich mal an. Denn so genau weiss ich das nicht mehr. Was aber immer noch präsent ist: es roch muffig und penetrant, vor allem nach Kriechöl. Und bei jedem Besuch blieb dieser penetrante Geruch an mir hängen. Und ich hatte das Gefühl, ihn erst nach ein paar Tagen ganz los zu sein.
Die Erinnerungen machen aber nicht halt bei der Werkstatt, sondern gehen weiter. Die Strasse hinauf bis fast zum Wald, wo unser Haus lag. Dazu gehörte ein grosser Naturgarten. Der mich, wie ich jetzt fast 30 Jahre später sehe, mehr geprägt hat, als ich dachte. Trotz all der Jahre in der Stadt bin ich ein Naturmädel geblieben. Und wenn ich könnte, würde ich, so oft es geht, hier unten an der Aare barfuss durchs Gras zu laufen.
Und jetzt riecht es also in meiner Küche in der Nähe des Wasserhahns genauso muffig wie damals.. Und es wird mehr als ein paar Tage dauern, bis ich den Geruch wegbekommen habe.
Schuld daran sind einzig ich und meine Ansprüche. Der Wasserhahn lässt sich nur sehr schwer nach links oder nach rechts drehen. Eindeutig ein Mangel, wie man mir sagte. Und so kam er auf die Liste. die ich zu spät - und um ein Haar gar nicht, wenn man mir nicht eine A4-Seiten-lange Zustandsliste (wobei man beim Durchlesen das Gefühl nicht los wurde, es handle sich um eine Bruchbude) unter die Nase hielt - der Verwaltung ablieferte.
Und erst gestern Nachmittag gingen wir die Liste durch. Abgesehen davon, dass es um Bagatellen ging, war es vor allem peinlich. „Nein, es ist nötig, dass Sie die Seifenschale ersetzen. Nehmen Sie es doch einfach zur Kenntnis. Blablabla.“ Und ehe ich noch einen weiteren Pieps von mir geben bzw. einen weiteren Buchstaben tippen konnte, stand die Hauswartsfrau auf der Matte, in der rechten Hand eine Art Spraydose. Ich dachte nicht weiter nach. Und das Ganze nahm seinen Lauf.
Fazit: man sollte sich nicht zu schnell beklagen, auch wenn man das Risiko eingeht, am Schluss dann die ganze Armatur ersetzen zu müssen. Und davon abgesehen muss ich wohl damit leben, dass ich in Sachen Wohnungsübernahme, -kündigung und -abgabe nicht sonderlich gewandt bin. Egal wie oft ich schon umgezogen bin.
Der letzte Umzug verlief zwar problemlos dank guter Organisation und zügel-kompetenten Freunden, aber im - zum Glück nicht gross beachteten - Hintergrund lief einiges schief. Vor allem die Kündigung war ... nun, die könnte was sein für jenes Kuriositätenalbum. Zwar fehlten im Schreiben weder Ort, noch Datum oder Unterschrift. Und der Brief kam sogar rechtzeitig an. Aber das war es dann auch. Die bemerkenswertesten Faux pas: ich kündigte auf Mitte Monat, vertauschte den Strassennamen, und ein offizielles Formular habe ich auch nicht verwendet. - Ob man darunter formlose Kündigung versteht? - Jedenfalls bleibt einem in einem Fall wie diesem wirklich nicht viel anderes übrig als zu staunen, dass es dann doch noch gut gegangen ist.
Also, Wildblumen für meinen Balkon. Ein paar sind schon da, und blühen ganz schön. Auch wenn nur knapp die Hälfte der 22 Blumen der Coop Wildblumenmischung zum Vorschein gekommen sind. Jedenfalls bis jetzt.
Bis zur nächsten Aussaat dauert es noch eine Weile. Genug Zeit also, mir über die Einrichtung de Balkons Gedanken zu machen. Ich sah vor längerer Zeit ein treppenartiges Blumengestell. Ob da meine Wiese gut zur Geltung käme?
Und ganz allgemein, würde es überhaupt hinhauen? Oder ginge es mir wie der Kolumnisten, die mal auf ihrem Balkon etwas anderes wollte als Geranien und schliesslich einsehen musste, dass nur etwas wirklich gut gedeiht und blüht und blüht. Geranien. Und für alles andere war es entweder zu heiss oder zu kalt, zu trocken oder zu nass. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen. Es wird dann immer noch früh genug sein, wenn ich kapitulieren muss und wieder mal knallrote Geranien kaufe, die zwar wieder schön leuchten und pflegeleicht sind, deren Farbton sich aber mit jener des 70er.Jahre-Geländers beisst. Igitt.
ein paar Meter
05.08.2010
Kleine Veränderungen mit grosser Wirkung? Man zieht um, nur um die Ecke. Die neue Haustür ist 85 Meter von der alten entfernt. Und prompt hat man eine neue Welt vor der Nase. In der Küche hat es Morgensonne (im Sommer jedenfalls) und man blickt direkt in die Büros der Kantonspolizei - von der sich allerdings niemand gross beeindrucken lässt, und so hühnert immer wieder mal jemand direkt vor den Augen des Gesetzes und rund zehn Meter neben dem Fussgängerstreifen über den (inzwischen allerdings etwas verkehrsberuhigten) Nordring. Und vom Balkon aus sieht man links den Nordring inklusive Verkehr und gerade die Garage, zu der „Neu- und Occasionen“ gehört.
Heute nach dem längst fälligen neuen Haarschnitt und mit aufgefrischter Haarfarbe - der Trend geht in letzter Zeit Richtung blond, was mir zum letzten Geburtstag das Buch „Warum bevorzugen Männer Blondinen?“ bescherte (Tun sie es wirklich? Der Originaltitel lautet nämlich: „Do Gentlemen Really Prefer Blondes?“, was der Realität sicher etwas näher - setzt ich mich wieder mal in en Brass Garten. Nach all dem Neuen in letzter Zeit wollte ich mir wieder mal etwas Vertrautes gönnen.
Nur, mein Pitbull-Tisch war besetzt, und statt einer grossen Schale, die einfach besser schmeckt (wegen anderem Milch-Kaffee-Verhältnis?) bekam ich eine kleine, Und als mein Blick auf die grosse Tafel neben der linken Türe fiel ... Gut, vielleicht schmeckt Aprikosensauce zu Panna Cotta auch. Aber nach all den Jahren Zwetschgen ... und wieso gleich jetzt diese Änderung?I
Ich bin hoffnungslos konservativ. Und würden mich nicht äussere und innere Veränderungen zwingen umzuziehen, ich wohnte immer noch im gleichen Haus.
Dabei sehe ich sah das Umziehen durchaus positiv. Natürlich nervt es. Und jedes Mal verschwindet etwas und so weiter. Aber man bleibt flexibel. Und man freundet sich, wie zum Beispiel jetzt, viel schneller mit dem gespenstisch weiss-blauen Neonlicht der Garage an. Ab Mitternacht ist der Spuk zu Ende. Und nur der Ausstellungsraum bleibt die Nacht über schwach beleuchtet.
Nach einer guten halben Stunde machte ich ich auf den Weg nach Hause, vorbei an meiner ehemaligen Wohnung. Wobei das „Mein“-Gefühl schon fast verschwunden ist. Dort gibt es ja auch nichts mehr, das an mich erinnert. Ausser dem kleinen Papier-Streifen am Briefkasten: “Bitte keine Werbung, kein Berner Bär und kein .ch. Danke“ Dem .ch nach zu urteilen ist es auch schon älter.
Es gibt doch noch etwas anderes, das mich mit dem Blumenweg 7 verbindet, für alle Ewigkeit, falls Google keine neuen Street View-Fotos macht. Wie mir jetzt gerade einfiel. Im Küchenfenster (lins im Bild, gleich neben der Haustür), rechts in der Mitte sieht man meinen Schutzengel, wenn man genau hinsieht.
Es hat hier viel sehr Licht. Nicht nur, weil die Wohnung im zweiten Stock liegt. Sondern auch, weil die Fenster gross sind. Und mit dem Balkon davor wirken sowohl Wohn- und Schlafzimmer grosszügig, und grösser als sie sind.
Als ich damals zusammen mit meiner Schwester die Wohnung zum ersten Mal besichtigte, kam das nicht so zur Geltung. Aber die Helligkeit überraschte positiv. Etwa 2.5 Monate später, als ich die Wohnung dann übernahm, kamen mir effektiv die Tränen. Ich fand das alles nur noch furchtbar. Und ich hatte das Gefühl, einen grossen Fehler gemacht zu haben.
Jetzt, da alle meine Habseligkeiten, die ich seit 15 Jahren in der Welt herum schleppe bzw. schleppen lasse, da sind, scheint der Fehler nicht mehr so gross zu sein. Und auch, wenn noch vieles nicht eingerichtet ist, „die Wohnung sieht ganz nach Ka aus“, wie Stef mir eben versicherte. Und so ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass ich mein Versprechen halten kann. Ich sagte nämlich damals, als ich meinte, alle überzeugen zu müssen, dass es hier genauso gemütlich sein wird wie am Blumenweg. Wobei ich das mehr hoffte als wusste. Aber ist nicht jedes Mittel recht, sich selber Mut zu machen?
An guten Tagen bin ich sogar froh um den Tausch. Erst recht, wenn ich auf der Dachterrasse stehe, zur Uni rübersehe oder zum Gurten. Oder am nördlichen Ende der Terrasse in den Innenhof, an die Rückseite meiner alten Wohnung.
Und ich denke dann an Fikretas freche Bemerkung vor gut einer Woche: „Ich freue mich, dass du aus diesem Loch raus bist.“ Eine charmante Altbauwohnung als Loch zu bezeichnen ... Andererseits fühlte ich mich je länger je mehr eingesperrt mit den Treppenstufen als Wächter. Und das muss nun wirklich nicht sein.
Und davon abgesehen: von solchen Sonnenuntergängen kann man dort unten nur träumen.
Heute nach dem längst fälligen neuen Haarschnitt und mit aufgefrischter Haarfarbe - der Trend geht in letzter Zeit Richtung blond, was mir zum letzten Geburtstag das Buch „Warum bevorzugen Männer Blondinen?“ bescherte (Tun sie es wirklich? Der Originaltitel lautet nämlich: „Do Gentlemen Really Prefer Blondes?“, was der Realität sicher etwas näher - setzt ich mich wieder mal in en Brass Garten. Nach all dem Neuen in letzter Zeit wollte ich mir wieder mal etwas Vertrautes gönnen.
Nur, mein Pitbull-Tisch war besetzt, und statt einer grossen Schale, die einfach besser schmeckt (wegen anderem Milch-Kaffee-Verhältnis?) bekam ich eine kleine, Und als mein Blick auf die grosse Tafel neben der linken Türe fiel ... Gut, vielleicht schmeckt Aprikosensauce zu Panna Cotta auch. Aber nach all den Jahren Zwetschgen ... und wieso gleich jetzt diese Änderung?I
Ich bin hoffnungslos konservativ. Und würden mich nicht äussere und innere Veränderungen zwingen umzuziehen, ich wohnte immer noch im gleichen Haus.
Dabei sehe ich sah das Umziehen durchaus positiv. Natürlich nervt es. Und jedes Mal verschwindet etwas und so weiter. Aber man bleibt flexibel. Und man freundet sich, wie zum Beispiel jetzt, viel schneller mit dem gespenstisch weiss-blauen Neonlicht der Garage an. Ab Mitternacht ist der Spuk zu Ende. Und nur der Ausstellungsraum bleibt die Nacht über schwach beleuchtet.
Nach einer guten halben Stunde machte ich ich auf den Weg nach Hause, vorbei an meiner ehemaligen Wohnung. Wobei das „Mein“-Gefühl schon fast verschwunden ist. Dort gibt es ja auch nichts mehr, das an mich erinnert. Ausser dem kleinen Papier-Streifen am Briefkasten: “Bitte keine Werbung, kein Berner Bär und kein .ch. Danke“ Dem .ch nach zu urteilen ist es auch schon älter.
Es gibt doch noch etwas anderes, das mich mit dem Blumenweg 7 verbindet, für alle Ewigkeit, falls Google keine neuen Street View-Fotos macht. Wie mir jetzt gerade einfiel. Im Küchenfenster (lins im Bild, gleich neben der Haustür), rechts in der Mitte sieht man meinen Schutzengel, wenn man genau hinsieht.
Es hat hier viel sehr Licht. Nicht nur, weil die Wohnung im zweiten Stock liegt. Sondern auch, weil die Fenster gross sind. Und mit dem Balkon davor wirken sowohl Wohn- und Schlafzimmer grosszügig, und grösser als sie sind.
Als ich damals zusammen mit meiner Schwester die Wohnung zum ersten Mal besichtigte, kam das nicht so zur Geltung. Aber die Helligkeit überraschte positiv. Etwa 2.5 Monate später, als ich die Wohnung dann übernahm, kamen mir effektiv die Tränen. Ich fand das alles nur noch furchtbar. Und ich hatte das Gefühl, einen grossen Fehler gemacht zu haben.
Jetzt, da alle meine Habseligkeiten, die ich seit 15 Jahren in der Welt herum schleppe bzw. schleppen lasse, da sind, scheint der Fehler nicht mehr so gross zu sein. Und auch, wenn noch vieles nicht eingerichtet ist, „die Wohnung sieht ganz nach Ka aus“, wie Stef mir eben versicherte. Und so ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass ich mein Versprechen halten kann. Ich sagte nämlich damals, als ich meinte, alle überzeugen zu müssen, dass es hier genauso gemütlich sein wird wie am Blumenweg. Wobei ich das mehr hoffte als wusste. Aber ist nicht jedes Mittel recht, sich selber Mut zu machen?
An guten Tagen bin ich sogar froh um den Tausch. Erst recht, wenn ich auf der Dachterrasse stehe, zur Uni rübersehe oder zum Gurten. Oder am nördlichen Ende der Terrasse in den Innenhof, an die Rückseite meiner alten Wohnung.
Und ich denke dann an Fikretas freche Bemerkung vor gut einer Woche: „Ich freue mich, dass du aus diesem Loch raus bist.“ Eine charmante Altbauwohnung als Loch zu bezeichnen ... Andererseits fühlte ich mich je länger je mehr eingesperrt mit den Treppenstufen als Wächter. Und das muss nun wirklich nicht sein.
Und davon abgesehen: von solchen Sonnenuntergängen kann man dort unten nur träumen.