Das »Bastille«-Ereignis
Am 14. Juli 2000, am Jahrestag des Sturms auf die Bastille, wurde um 10:24 UT [6] eines der intensivsten Flares dieses Sonnenaktivitätszyklus beobachtet. Das Flare fand nahe am Zentrum der Sonnenscheibe statt, wie in Figur 1 (oben) sichtbar ist. Eine halbe Stunde später begann sich ein gewaltiger koronaler Massenauswurf mit einer Geschwindigkeit von rund 1775 km/s (etwa 6 Mio. km/h) Richtung Erde auszubreiten. Der damit verbundene Teilchensturm war einer der stärksten seit Oktober 1989.
Die hochenergetische kosmische Teilchenstrahlung zeigte am 14. Juli 2000 einen starken anisotropen Anstieg. Der Teilchenfluss kam wie schon am 24. März 1991 ebenfalls von der sonnenabgewandten Richtung auf die Erde zu. Diese hochenergetischen Teilchen wurden als ursprünglich von der Sonne kommende Teilchen identifiziert, die im Abstand von 0.3 AE [7] hinter der Erde an einer magnetischen Störung reflektiert wurden, die die Erde bereits passiert hatte. Mit dem Passieren der Stosswelle am 15. Juli 2000 wurde ein starker Abfall der galaktischen kosmischen Strahlung gemessen.Die energiereichen solaren Teilchen werden auch mit optischen und UV-Detektoren registriert. Zahlreiche Teilchendetektoren auf Raumsonden, unter anderem SOHO, ACE und WIND, waren am 14. Juli in kürzester Zeit gesättigt und somit zwischenzeitlich ausser Betrieb. Die Solarsegel von SOHO büssten einige Prozent ihrer Leistung ein, erholten sich später aber wieder. Die totale Funktionsdauer der Solarzellen wird durch solche Teilchenstürme jedoch wesentlich reduziert.
In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli konnten Polarlichter, die sonst nur in den Polarregionen zu sehen sind, bis in mittlere geographische Breiten beobachtet werden. Dies war eine Folge der durch den Aufprall verformten Erdmagnetosphäre und des dadurch stark erweiterten Polarovals, in dem die Polarlichter meistens auftreten.
Die magnetischen Störungen des »Bastille«-Ereignisses wanderten weiter im interplanetaren Raum und bewirkten nach etwa 180 Tagen auf der Raumsonde Voyager 2 [8] bei 63 AE einen Abfall der kosmischen Strahlung um etwa 13 Prozent und nach 245 Tagen auf Voyager 1 [9] bei 80 AE eine Reduktion um etwa 9 Prozent.